Wie

Wirkprozess Beziehung, einfach da sein

Wie jede Beziehung entsteht auch die therapeutische Beziehung mit einer dem Bauchgefühl folgenden Hoffnung, dass diese Beziehung erfüllen möge, was man sich so sehr verspricht. Seitens des Klienten ist das meist ein Wunsch nach „Heilung“, im Sinne von Versorgen emotionaler Wunden, Auffüllen von Defiziten an z.B. Liebe und Anerkennung, Vermitteln von Lebenssinn und -freude etc. Das ist meist verbunden mit einer Übertragung von Ansprüchen, die (eventuell vergeblich) an einen Vater, eine Mutter gerichtet wurden, auf den Therapeuten. In der Therapeut-Klient Beziehung kommt man bedeutend schneller als in einer Liebesbeziehung zu dem Punkt, an dem erkannt wird, die/der benimmt sich gar nicht so wie ich das erhofft und für mich tatsächlich auch gesehen (projiziert) habe. Und an dem Punkt, der durch den Eintritt von mehr Wirklichkeit geprägt ist, entsteht der besondere Wert der Klient-Therapeuten Beziehung.

In der Auseinandersetzung hin zu mehr Wirklichkeit und Ehrlichkeit in der Beziehung geben die Dynamiken Mut-Angst, Vertrauen-Mißtrauen, Zweifel-Selbstbewusstsein, Scham-Stolz die Energie und den emotionalen Rahmen. Ich bringe meinerseits in die Beziehung Offenheit, Vertrauen und bedingungslose Akzeptanz und Wertschätzung ein. Als Therapeut kann ich einen förderlichen, akzeptierenden, offenen Rahmen schaffen, ich kann anregen, deuten, interpretieren und emotionale Unterstützung und Impulse für persönliche Entwicklung und Entfaltung geben. Und vor allem kann ich da sein und zuhören. Ein von mir sehr geschätzter Autor und Therapeut, Sheldon B. Kopp beschreibt das so: 

„…he [the therapist] will listen actively and purposefully, responding with the instrument of his trade, that is with the personal vulnerability of his own trembling self.“
(Sheldon B. Kopp: „If You Meet the Buddha on the Road, Kill Him!“)

Aber eine wesentliche Wirklichkeit, die es für die Klientin im Therapieprozess zu erarbeiten und anzuerkennen gilt, ist: „heilen kann ich mich nur selbst.“ Die psychologische und gelebte Basis für individuelle Freiheit und Selbstbestimmung kommt aus der grundlegenden Erkenntnis und Überzeugung: „Ich beschuldige niemanden sonst, ich übernehme die Verantwortung.“ 

Mit Medikamenten werden Symptome behandelt. In der Psychotherapie geht es darum, den Ursprung zu finden und zu behandeln.